Jedes Jahr, zwischen Februar und April, werfen Rothirsche ihr Geweih ab, um Platz für neues Wachstum zu schaffen. Dieser Vorgang wird durch eine Abnahme des Testosteronspiegels gesteuert, die nach der Brunft im Herbst einsetzt. Das Geweih besteht aus Knochensubstanz, und ist stark vom Calcium- und Phosphatstoffwechsel abhängig. Der Abwurf wird durch die Aktivität von Osteoklasten eingeleitet, die gezielt Knochensubstanz an der Abwurfstelle zwischen Rosenstock und Geweihstange abbauen. Der Knochenspalt weicht auf, bis sich die Stangen schließlich vom Schädel lösen. Parallel dazu werden Stoffwechselprozesse aktiviert, die für das anschließende Wachstum eines neuen Geweihs notwendig sind.
Licht und Nährstoffangebot
In den nährstoffarmen Wintermonaten ist der Stoffwechsel der Hirsche stark reduziert, um Energie zu sparen. Mit zunehmender Tageslänge und steigendem Futterangebot im Frühjahr wird die Hormonproduktion wieder angekurbelt. Insbesondere insulinähnliche Wachstumsfaktoren spielen eine entscheidende Rolle beim Aufbau neuer Geweihsubstanz. Innerhalb weniger Monate wächst das neue Geweih unter der stark durchbluteten Basthaut heran, bis es im Spätsommer wieder verknöchert und gefegt wird.
Grundsätzlich wird das Geweih des Hirsches in Masse, Länge und Endenfreudigkeit im Laufe seines Lebens stärker, bis es bei reifen, alten Hirschen ab ca. dem 11. Kopf wieder schwächer und zurückgesetzt wird. Jedes Jahr aufs Neue ist die Beobachtung des Schiebens des neuen Geweihes für die Jäger ein spannender Prozess, da das Wachstum von zahlreichen Faktoren beeinflusst wird – Krankheiten oder Verletzungen können Abnormitäten oder auch in einem Jahr einmal ein Zurücksetzen bedingen, das sich im nächsten Jahr wieder relativiert. Wie wird der Hirsch sich in diesem Jahr entwickeln?
Indikator für Altersstruktur und Konstitution
Der Geweihabwurf im Wintergatter ist für den Berufsjäger ein wichtiger Indikator für die Gesundheit und Altersstruktur des Wildes. Zeitpunkt des Abwerfens, Symmetrie und Rosenstock-Beschaffenheit liefern wertvolle Hinweise auf Ernährungszustand und Vitalität, vor allem im Jahresvergleich der gefundenen abgeworfenen Stangen. Eine nachhaltige Jagdstrategie mit ausgewogener Hege fördert starke, gesunde Hirsche und verhindert Qualitätsverluste im Bestand. So spiegelt das Abwerfen das Zusammenspiel von Wildbiologie, Umweltfaktoren, Jagdpraxis und waidgerechtem Management wider. Das kontinuierliche Beobachten der Entwicklung der einzelnen Hirsche über die Jahre hinweg liefert wertvolle Informationen für das artgerechte Heranhegen reifer Hirsche und die gezielte Selektion schwacher Individuen.
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